Torsiomed

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Korrekte Haltung auf dem Torsiomed            Visuelles Bewegungs-Feedback
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Anleitung zu einem sensomotorischen Grundlagentraining
im Rahmen einer physiotherapeutischen Behandlung

Das hochsensible Ansprechverhalten des Torsiomed macht es bei vielen Patienten zunächst erforderlich, mit vereinfachten Übungsaufgaben zu beginnen, ehe das volle therapeutische Potential dieses Gerätes ausgeschöpft werden kann. Sofern Sie in Ihrer Praxis auch über ein Posturomed verfügen, fällt Ihren Patienten der Umgang mit dem Torsiomed evtl. leichter, wenn sie zunächst auf dem Posturomed erste Erfahrungen mit der rhythmischen Stabilisation auf einer horizontal schwingfähigen Unterlage sammeln konnten. Das Torsiomed ist das deutlich anspruchsvollere Gerät für ein Sensomotorik-Training im Rahmen einer physiotherapeutischen Behandlung und als solches selbst für sehr versierte Patienten eine echte Herausforderung. Eine Herausforderung übrigens, die von vielen hochmotivierten Patienten gern und mit großem Spass angenommen wird!

Im Folgenden möchte ich eine schrittweise Anpassung der sensomotorischen Beanspruchung auf dem Torsiomed darstellen und Ihnen einige kleine Tipps vermitteln, die sich in unserer praktischen Arbeit mit diesem Reha-Trainingsgerät als hilfreich erwiesen haben.

Die wichtigste Empfehlung, die ich Ihnen geben kann, ist die Aufforderung, sich immer wieder selbst auf das Torsiomed zu stellen und alle erdenklichen Übungsaufgaben selbst zu bewältigen. Sie machen sich Ihrem Patienten gegenüber um so glaubwürdiger, je sicherer Sie die Übungsaufgaben selbst vorführen können, die Sie Ihren Patienten stellen. Letztlich werden Sie schnell selbst erleben, welchen Stellenwert eine optimierte Sensomotorik in Ihrem eigenen Alltag haben kann.

Betonen möchte ich, dass es sich bei den folgenden Übungen lediglich um einige praxisbewährte Beispiele handelt, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Das Spektrum möglicher Anwendungen auf dem Torsiomed ist einfach zu groß, als dass ich es in dieser Form im Internet präsentieren könnte. Die folgenden Übungen beschränken sich daher auf ein reines Sensomotorik- Training für die Zielgruppe der orthopädisch-traumatologischen Patienten im belastungsstabilen Zustand. Einige Anregungen zum Stabilisationstraining für Patienten mit teilbelastbaren Verletzungen finden Sie HIER.

1. Grundübung: Der beidbeinige Stand

  • Stellen Sie sicher, dass Ihr Patient möglichst mit seinen Zehenspitzen an der Vorderkante der Trainingsebene steht. Hierdurch ist gewährleistet, dass sich der Patient mit seiner eigenen Körperlängsachse nahe der Drehachse des Torsiomed befindet.
  • Der Patient sollte barfuß sein, um eine möglichst optimale sensorische Stimulation zu gewährleisten.
  • Einen stabileren Stand erreicht Ihr Patient, wenn er sein Körpergewicht überwiegend auf die Fersen verlagert und die Kniegelenke leicht flektiert.
  • Zur Wahrung des Gleichgewichtes sollte der Patient seinen Oberkörper mit in sich neutraler Wirbelsäulenaufrichtung in leichte Schräglage nach vorn einstellen. Bei senkrechter Haltung des Oberkörpers verliert der Patient leicht sein Gleichgewicht nach hinten, bei nach hinten verlagertem Oberkörper ist ein stabiler Stand unmöglich.
  • Die Hände sollte der Patient zunächst in der Taille abstützen. Hierdurch werden negative Beeinflussungen des Torsiomed durch unkontrollierte Armbewegungen vermieden.
  • Der Blick des Patienten sollte grundsätzlich nach vorn gerichtet sein.
  • Wenn Ihr Patient anfangs sehr unsicher oder ängstlich ist, reduzieren Sie zunächst den Bewegungsbereich des Torsiomed durch Umstecken der Bewegungsbegrenzer.

Tipp: Markieren Sie Ihrem Patienten die einzunehmende Standposition z.B. durch Verwendung zweier Airex-Fußabdrücke.

Tipp: Wenn Ihr Patient große Füße hat, verwenden Sie die optional erhältliche Vergrößerungsplatte, damit der Patient mit beiden Füßen innerhalb der Trainingsebene steht.

Tipp: Hat der Patient Socken an, verwenden Sie eine rutschhemmende Auflage auf der Trainingsebene. Gut geeignet sind hierfür die in verschiedenen Durchmessern erhältlichen Kreismatten oder die bereits erwähnten Fußabdrücke von Airex.

 

 

2. Steigerung der Instabilität durch Vorstrecken der Arme

  • Die Hände des Patienten sollten entweder gefaltet oder mit den Fingerspitzen aneinander angelegt sein, um unkontrollierte Bewegungsaktionen der Arme zu vermindern.
  • Lassen Sie Ihre Patienten zur Erhöhung der Konzentration über die Fingerspitzen hinweg einen definierten Punkt im Raum anvisieren.

Tipp: Achten Sie unbedingt darauf, dass Ihr Patient seinen Blick nicht unkontrolliert umherschweifen läßt. Sie erleichtern Ihrem Patienten die räumliche Orientierung, indem Sie ihn auffordern, sich auf einen definierten Punkt in Augenhöhe zu konzentrieren. Die Stellung der Halswirbelsäule hat entscheidenden Einfluß auf die Reflexmotorik. Aus diesem Grund soll der Patient weder nach unten, noch nach oben sehen.

 

 

3. Erhöhte Beanspruchung durch visuelle Zusatzaufgabe

  • Verwenden Sie beispielsweise eine einfache Wasserwaage, die der Patient mit ausgestreckten Armen ausbalancieren soll. Die Bewegung der Luftblase im Schauglas gibt dem Patienten ein direktes Feedback und steigert seine Konzentration.
  • Passen Sie die Komplexität der visuellen Zusatzaufgabe an die sensomotorischen Fortschritte Ihres Patienten an.

Tipp: Durch die visuelle Konzentrationsaufgabe verhindern Sie, dass Ihr Patient nach unten auf den Boden sieht. Wer nach unten sieht, verhindert hierdurch eine adäquate motorische Reizantwort auf die sensorische Stimulation, die aus der hochfrequenten Bewegungen des Torsiomed resultiert. Sie werden feststellen, dass ihre Patienten viel sicherer auf dem Torsiomed stehen, wenn Sie ihnen durch zusätzliche visuelle Aufgabenstellungen zu einem höheren Konzentrationsniveau verhelfen. Näheres hierzu finden Sie weiter unten unter der Überschrift “Visuelles Feedback”.

 

 

4. Beidbeiniger Stand mit geschlossenen Augen

  • Übungsausführung wie unter Punkt 1 bzw. 2 beschrieben, nur dass der Patient hier mit geschlossenen Augen auf dem Torsiomed steht.
  • Beim beidbeinigen Stand mit vorgestreckten Armen können Sie das Torsiomed frontal zu einer Sprossenwand aufbauen, so dass der Patient die Gewißheit hat, sich jederzeit festhalten zu können. Dies schafft Vertrauen, so dass der Patient nicht gleich beim ersten Wackler abbricht.

Tipp: Das Stehen mit geschlossenen Augen ist eine der wirkungsvollsten Varianten des sensomotorischen Trainings auf dem Torsiomed, da jederlei Beeinflussung durch optische Reize entfällt und der Patient ausschließlich auf der Grundlage seiner sensorischen Wahrnehmung trainiert. Hier ist es besonders wichtig, dass der Patient barfuß auf dem Torsiomed steht und sich auch keinerlei Unterlage zwischen seinem Fuß und der Trainingsebene des Torsiomed befindet. Schon der Stoff der Socken ist in der Lage, die sensorische Wahrnehmung zu beeinträchtigen, wodurch sich die Effektivität des Trainings zum Nachteil verändern könnte.

 

 

5. Freier Einbeinstand

  • Achten Sie darauf, dass Ihr Patient den Fuß des Standbeines exakt in der Mittellinie mit den Zehenspitzen an der Vorderkante der Therapieebene platziert, um die Ferse nahe an die Bewegungsachse des Torsiomed zu bekommen.
  • Ab etwa Schuhgröße 44 ist es empfehlenswert, die optional erhältliche Vergrößerungsplatte zu verwenden, da anderenfalls ein zu großer Abstand von der Ferse zur Kreismitte bestünde.
  • Zunächst soll der Patient den Fuß der Gegenseite zur Absicherung auf dem Quersteg des Haltegeländers ablegen und ggf. zusätzlich sein Bein an der Innenseite des Geländers anlehnen.
  • Sowie sich der Patient im Einbeinstand stabil ausgerichtet hat, soll er des Fuß der Gegenseite abheben und das Bein vom Geländer entfernen.

Tipp: Lassen Sie den Patienten die Übung im Einbeinstand nicht zu lange ausführen. Die hochfrequenten Bewegungsimpulse des Torsiomed stellen eine enorme afferente Reizdichte dar, die motorisch überwiegend über den Reflexbogen beantwortet wird und daher eine deutliche neuro-muskuläre Ermüdung nach sich zieht. Als Erfahrungswert aus eigener Praxis ohne Anspruch auf wissenschaftliche untermauerte Relevanz empfehle ich eine Belastungsdauer von 10 bis maximal 15 Sekunden, gefolgt von einer möglichst deutlich längeren Pause vor Wiederholung einer gleichartigen Belastung.

Tipp: Es ist effektiver, dem Patienten einen differenzierten Parcours verschiedenster sensomotorischer Übungsaufgaben anzubieten, als ein ums andere mal die gleiche Übung wiederholen zu lassen. Je differenzierter das Übungsprogramm, um so größer der Grad der neuro-muskulären Beanspruchung.

 

 

6. Ein- oder beidbeiniger Stand mit OSG-Modul

  • Lassen Sie Ihren Patienten zunächst mit beidbeinigen Übungen unter Verwendung der Vergrößerungsplatte auf dem OSG-Modul beginnen.
  • Limitieren Sie den Bewegungsausschlag des OSG-Moduls zunächst auf den Minimalwert von 7° und beschränken sich auf die Bewegungsrichtung vor- und rückwärts, um dem Patienten die Chance zu geben, sich bei reduziertem Kippwinkel mit dem Gerät vertraut zu machen.
  • Steht der Patient einbeinig innerhalb der Kippachse des OSG-Moduls, muss der Kippwinkel aus Sicherheitsgründen zwingend auf 7° limitiert bleiben!

Tipp: Übungen im beidbeinigen Stand auf dem Torsiomed sind unter Verwendung des OSG-Moduls ausgesprochen effektiv bei Instabilitäten im lumbo-sacralen Übergang.

Tipp: Stellt man die Kippneigung des OSG-Moduls diagonal zur Blickrichtung des Patienten ein, wird eine asymmetrische Muskelarbeit im Bereich der unteren Extremität erzwungen. Dies stellt nicht nur erhöhte Anforderungen an die Koordination des Patienten, sondern ist hierüber hinaus für die Behandlung spezifischer Diagnosen wie z.B. Verletzungen einer Achillessehne interessant. 

 

 

7. Kombination von Posturomed und Torsiomed
(Eine Belastungsform für ausgesprochen sportliche Patienten)

  • Stellen Sie das Torsiomed auf das Posturomed und richten es so aus, dass es bei frei schwingendem Posturomed keinen Kontakt zu den Aufhängungen von dessen Bioswing-Elementen bekommen kann.
  • Geben Sie dem Patienten zunächst Hilfestellung beim Aufstieg.
  • Gewährleisten Sie, dass Sie selbst in der Lage sind, dem Patienten jederzeit Hilfestellung geben zu können.

Tipp: Im Leistungssport kann es hilfreich sein, die Haltegeländer von Posturomed und Torsiomed zu entfernen und den Sportler durch ein professionelles Haltesystem zu sichern, welches ihn an der Decke über ein Halteseil fixiert. Auf diese Weise ergeben sich grenzenlose sportspezifische Übungsaufgaben, insbesondere für Ballsportarten.

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Der beidbeinige Stand ist die
Grundübung auf dem Torsiomed
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Wichtig: Die Kniegelenke
müssen leicht gebeugt sein
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Hilfreich: Markierung der korrekten
Fußposition mit Airex-Füßen
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Bei einbeiniger Übung ist die
kleinere Platte besser geeignet
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Etwas anspruchsvollere Übung
mit vorgestreckten Armen
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Verbesserte Konzentration
durch visuelle Zusatzaufgabe
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Einbeinstand mit Absicherung
über den Fuß der Gegenseite
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Der freie Einbeinstand ist bereits
eine sehr anspruchsvolle Übung
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Sehr wichtig: Die Ferse soll nahe
der Achse des Torsiomed stehen
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Sensomotorik-Training für Profis:
Einbeinstand mit OSG-Modul
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Korrekte Haltung auf dem Torsiomed:

  • Blick geradeaus
  • Lastverteilung mit Schwerpunkt auf der Ferse
  • Ferse nahe an der Drehachse des Torsiomed
  • Standbein im Knie leicht gebeugt
  • Bein der Gegenseite nach vorn angehoben
  • Fußrücken der Gegenseite aktiv angehoben
  • Wirbelsäule in Neutralstellung (keine Lordose/Kyphose)
  • Oberkörper in leichter Vorlage
  • Becken in leichter Rücklage
     

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So kann’s funktionieren!
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So geht’s garantiert schief!
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Visuelles Feedback

Die tägliche Praxis im Umgang mit dem Torsiomed hat uns gezeigt, dass unsere Patienten mit deutlich höherer Konzentration sowohl auf dem Torsiomed und dem Posturomed, als auch auf vielerlei anderen Trainingsgeräten zur Verbesserung der Sensomotorik zurecht kommen, wenn sie eine zusätzliche visuelle Konzentrationsaufgabe erfüllen müssen, während sie eine Sensomotorik-Übung ausführen. Der Schwierigkeitsgrad einer solchen Aufgabe kann variiert und dem Leistungsniveau des Patienten/Sportlers angepaßt werden. Oft gestaltet es sich als recht schwierig, einem Patienten exakt zu vermitteln, was man nun tatsächlich von ihm erwartet. Insbesondere bei Patienten mit schlechtem Körpergefühl oder herabgesetzter Auffassungsgabe ist manche Übung sehr erklärungsintensiv. Mit einem kleinen Trick kann man sich diese Arbeit deutlich erleichtern. Nichts ist hierbei einfacher, als den Patienten mit einer ihm vertrauten Situation zu konfrontieren:

Jeder von uns hat schon einmal einen Fotoapparat in der Hand gehabt, die meisten unter uns auch einen digitales Gerät, bei dem das anvisierte Motiv auf einem kleinen LCD-Bildschirm angezeigt wird. Fordern Sie Ihren Patienten einfach auf, mit einem solchen Fotoapparat ein Motiv zu fixieren und ein möglichst unverwackeltes Bild auf dem LCD-Bildschirm herzustellen. Sie werden feststellen, dass Ihr Patient mit dieser gleichzeitig zu erfüllenden Zusatzaufgabe seine eigentliche Übung zur Verbesserung seiner Sensomotorik viel besser ausführt! Die Anzeige auf dem Monitor gibt dem Patienten hierbei ein direktes visuelles Feedback über seine motorische Fähigkeit, die sich in einem mehr oder weniger verwackelten Bild ausdrückt. Einzelne Bilder, die auf diese Weise geschossen werden, erlauben anhand dem Grad der Verwacklung zusätzlich einen Rückschluss auf die sich verbessernde Bewältigung der Aufgabenstellung und können auch noch nach Beendigung des Trainings beurteilt werden. Sollte Ihnen die Verwendung einer Digitalcamera zu teuer und in der Handhabung für den Patienten zu kompliziert sein, können Sie sich auch mit einfachen Hilfsmitteln behelfen. Für unsere Patienten habe ich einen Digitalcamera-Dummy angefertigt, der nicht nur ein gestochen scharfes Bild liefert, sondern zudem noch ohne jede Batterie funktioniert! Des Weiteren habe ich in diesen Dummy eine zusätzliche Wasserwaage eingebaut, um den Patienten bei Bedarf mit einer weiteren visuellen Konzentrationsaufgabe konfrontieren zu können.

Die Motion Feedback Camera war geboren!

Dieses kleine Arbeitswerkzeug ist so einfach in seiner Herstellung, wie genial in seiner Wirkung. Patienten jederlei Alters fotografieren seither fleißig aus den Dachflächenfenstern unserer Trainingstherapie-Abteilung heraus, während sie ihre sensomotorischen Trainingsprogramme auf unseren diversen Trainingsgeräten (Torsiomed, Posturomed, Wackelbrett, Weichmatte, Therapiekreisel, Multi-Function-Disc etc.) absolvieren. Das von unseren Patienten bevorzugte Motiv ist hierbei die Burg Falkenstein im Taunus, jedoch tut es auch das einfache Bild an der Wand, sofern Ihre Praxis nicht den Vorzug einer direkten Nähe zur Natur aufweisen sollte.

Alles, was die Patienten - neben einem sicheren Stand auf der jeweiligen Trainingsunterlage - zu tun haben, ist ein möglichst unverwackeltes Bild im Sucher dieser Motion Feedback Camera herzustellen und evtl. zusätzlich die in der Camera eingebaute Wasserwaage auszubalancieren. Sie werden staunen, wie konzentriert die Patienten plötzlich auf dem Torsiomed stehen ohne überhaupt noch auf die Idee zu kommen, nach unten zu sehen oder sicherheitshalber nach dem Haltegeländer greifen zu wollen!

Da ich nicht vorhabe, mir die Idee mit der Motion Feedback Camera patentrechtlich schützen zu lassen, steht es Ihnen natürlich frei, ebenfalls zur Stichsäge zu greifen und sich eine eigenes Exemplar zu basteln. Vielleicht gelingt es mir auch, einen Hersteller zu finden, der die Camera zu einem vertretbaren Preis in etwas ansprechnderem Design fertigen kann? 

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